Alberobello

Die Trulli von Alberobello – lebendige Geschichte in Apulien

Die Trulli von Alberobello sind kleine, schneeweiße Häuschen von einfacher Trockenstein-Bauart, mit rundem Grundriss und kegelförmigen Dächern. In Alberobello gibt es eine weltweit einzigartige Ansammlung von 1.500 Trulli zu bestaunen, die 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Die früheren „Arme-Leute-Häuser“ gehören heute zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Apulien. Einige werden noch als Wohnhäuser, Restaurants oder Geschäfte genutzt, andere als Ferienhäuser vermietet.

Der Name „Trulli“ ist die Mehrzahl von „Trullo“, dem altgriechischen Wort für „Kuppel“. Diese runden Kuppelhäuser sind vor allem, aber nicht ausschließlich, in der Region Apulien zu finden.

Trulli wurden ursprünglich als saisonale Unterkünfte für die Landarbeiter in den Feldern errichtet, später in ländlichen Dörfern und Siedlungen aber auch als ständige Wohnsitze genutzt.

Trulli von Alberobello
Die Trulli sind kleine, schneeweiße Häuschen mit rundem Grundriss und kegelförmigen Dächern.

Vorteile der Trulli

Da sie aus massivem Naturstein gebaut sind, über dicke Mauern und nur sehr wenige, kleine Fenster verfügen, schützen die Trulli optimal vor der unerträglichen Sommerhitze in Apulien. Das Innere dieser Rundhäuser heizt sich nämlich nur sehr langsam auf.

In der kalten Jahreszeit werden die Trulli mit offenen Kaminen geheizt und speichern die Wärme ausgezeichnet.

Bauweise der Trulli von Alberobello

Die ersten Trulli von Alberobello, die oft nur aus einem einzigen Raum bestanden, dienten entweder als vorübergehender Unterschlupf oder als Lager für landwirtschaftliche Geräte.

Später wurden solche Häuser mit mehreren Räumen, bestehend aus einem Hauptraum und kleinen, umlaufenden Räumen wie Alkoven, als dauerhafte Behausungen errichtet.

Heute verbindet man meist mehrere der aneinander stehenden Häuser miteinander, um mehr Wohnfläche zu gewinnen. Auch moderne Türen und Fenster sind an einigen Trulli zu sehen.

Baumaterial

Für den Bau der Trulli sammelten die Bauern und Hirten Steine auf den Feldern, wo sie ohnehin störten. Man benötigte eine bestimmte Art von geschichtetem Kalkstein zum Bau, daher gibt es Trulli fast nur in Gegenden, wo der Boden entsprechend beschaffen ist.

Trulli von Alberobello
Trulli sind aus massivem Naturstein gebaut und verfügen über dicke Mauern und nur sehr wenige Fenster.

Architektur

Ein Trullo hat einen annähernd runden Grundriss. Auf dessen Umfang wird ein sehr dickes Trockenmauerwerk gesetzt. Darauf thront eine selbsttragende Pseudokuppel als Dach, für die Stufen aus dünneren Kalksteinplatten geschichtet wurden. Wichtig für die Stabilität ist das statische Gleichgewicht der Komponenten.

Jeder Trullo besitzt einen symbolischen Schlussstein, der als Zippu bekannt ist. Aber die aparten Bauten können auch von Kugeln oder anderen Symbolen gekrönt sein. Meist waren die Symbole spiritueller, esoterischer oder abergläubischer Natur.

Oftmals gab es in den ursprünglichen Trulli nur die Eingangstür als Öffnung. Später, nach dem zweiten Weltkrieg, baute man kleine, quadratische Fenster ein, um die Mini-Toiletten zu entlüften. Heute sieht man vereinzelt modernere Türen und Fenster. Letztere werden aber auch klein und gering gehalten, um den ursprünglichen Charakter der Trulli zu bewahren.

In einem Trullo mangelt es vor allem an Licht. Um davon etwas mehr ins Dunkel zu bringen und den Raum optisch zu vergrößern, wurden auf einem Möbel am Eingang mindestens ein Spiegel angebracht, der jegliches Licht vom Fenster oder anderen Lichtquellen reflektierten und den Raum erhellen konnte.

Am Eingang nahezu jedes Trullo befindet sich außerdem eine Nische für Heilige.

Die thermische Trägheit dieser Behausungen führt in ihrem Inneren zu allen Jahreszeiten zu angenehmen Temperaturen.

Es gab auch einen zweistöckigen Trullo Sovrano, der ab dem 18. Jahrhundert aber nur erbaut wurde, um den Tourismus anzukurbeln. Er entspricht nicht dem historischen Vorbild der einfachen Behausung.

Trulli von Alberobello - Interieur
Das Bild zeigt das Interieur vom Trullo Sovrano.

Ausstattung

Mitunter wurden im Wohnraum der Trulli ein oder mehrere Querbalken gezogen. Die spielten für die Statik des Baus selbst zwar keine Rolle, aber man konnte Gegenstände wie Kochtöpfe, Kleidung, Werkzeuge oder auch Wäsche daran aufhängen. So blieb der Lehmboden frei, den sich Mensch und Tier teilen mussten.

Die Kinderbetten, meist Strohmatratzen, wurden in Nischen aufgestellt und mit Hilfe von Vorhängen abgetrennt.

Geschichte der Trulli von Alberobello

Die Trulli werden noch nicht lange erforscht. Daher gibt es noch viele Geheimnisse in ihrer Geschichte.

Mögliche prähistorische Vorbilder

Wenn man nach möglichen historischen Vorbildern für die Kegelbauten sucht, stellt man fest, dass die Trullo-Form viele Ähnlichkeiten mit dem Tholos-Grab der Schatzkammer von Atreus aus der mykenischen Zivilisation aufweist, das zwischen 1500 und 1250 v. Chr. errichtet wurde.

Allerdings sind sich die meisten Forscher heute einig, dass die Architektur des Trullo aus dem Nahen Osten stammt. Ähnliche Bauten fand man bei Ausgrabungen von den pelasgischen Völkern, Messapiern und Phöniziern, die in prähistorischer Zeit unter anderem in Apulien weilten. Allerdings wurden niemals Überreste so uralter Trulli gefunden, sodass ihre historischen Vorbilder eine vage Vermutung bleiben.

Trulli als schnell gebauter Unterschlupf auf feudalen Ländereien

Die Aufspaltung des Feudalbesitzes in viele verstreute Siedlungen und Ackerflächen machten den Bau der Trulli überhaupt erst nötig. Zuvor unbewirtschaftete Felder mussten urbar gemacht und bearbeitet werden. Für alle Bauernhöfe brauchte man zusätzlich Unterstände.

Das Zentrum von Alberobello war einst ein bewaldetes Gebiet, das den Herzögen von Caracciolo di Martina Franca gehörte. Im Jahr 1481 ging es an die Grafen von Acquaviva di Conversano über, die das Land mit Bauern besiedelten und es landwirtschaftlich nutzen wollte.

Um die Bauern für seine Flächen zu gewinnen, gewährte einer aus dieser Adelsfamilie ihnen einige Vorteile. So durften sie sich Unterstände mit lokalem Kalkstein bauen. Allerdings stellte er die Bedingung, dass sie nur mit Trockenmauern errichtet werden durften. Bindender Mörtel war strengstens verboten, denn man musste die Häuser im Falle einer drohenden Inspektion durch den spanischen Vizekönig des Königreichs Neapel schnell abreißen können. Bis 1700 mussten neue Siedlungen nämlich kostenpflichtig genehmigt werden. Anschließend waren dafür Steuern zu entrichten. Der Graf wollte auf dem Rücken seiner Bevölkerung also schlicht und einfach Steuern sparen.

Trulli von Alberobello - Straße
Schmale Gasschen von Alberobello laden zum Verweilen ein.

Das Gebiet in Alberobello wurde hauptsächlich von Grafen Giangirolamo II Acquaviva d’Aragona bebaut, ein blut- und rahsüchtiger Tyrann. Er wurde später verhaftet und eingesperrt. Das von ihm gegründete Dorf blieb bis 1797 bestehen. Damals hatte es 3200 Einwohner .

Am 23. September 1910 erhielt Alberobello den Status eines nationalen Denkmals.

Die ältesten tatsächlich nachgewiesenen Trulli von Alberobello stammen vom Ende des 17. Jahrhunderts. Es waren einfache Landtrulli, für die der örtliche, kalkhaltige Boden das Baumaterial lieferte.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Trulli fast in Vergessenheit geraten. Inzwischen erfreuen sie sich wieder großer Popularität und werden sogar als Ferienunterkünfte angeboten.

Alberobello beherbergt ein riesiges Viertel, das vollständig aus Trulli besteht. Dieses Gebiet ist seit 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Auch in den Nachbarorten sind Kegeldachhäuser verbreitet.

Alberobello
Einige der Trulli von Alberobello bieten heute Ferienwohnungen mit gutem Komfort für die Gäste.

Ferienwohnungen in den Trulli von Alberobello

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Fazit

Ein Ausflug zu den Trulli von Alberobello lohnt sich immer. Wenn Sie Alberobello besuchen, sollten Sie unbedingt einen Spaziergang durch das Trulli-Viertel machen. Es ist ein faszinierender Ort, den es zu erkunden gilt, und man kann nicht anders, als von diesen einzigartigen Gebäuden beeindruckt zu sein. Die Trulli sind natürlich auch ein sehr beliebtes Fotomotiv.

 

Foto:

Alberobello-Trulli © Marius Dorin Balate | Dreamstime.com
Trulli, lavaligiainviaggio, Pixabay
Straße in Alberobello, Glavo, Pixabay
Trullo Sovrano, Horcrux92Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons
Straße von Alberobello, MPhernambucq – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons